Interview mit PROVIEH

Wir haben die Spendenzahlungen aus den Verkäufen der Kollektion “Respect” zum Anlass genommen, ein kleines Interview mit PROVIEH zu führen. Wie es der Organisation geht und wo die Spenden durch unsere nachhaltige Mode helfen, erfahrt hier:

Hi, erzählt doch mal: Welche Ziele habt ihr letztes Jahr erreicht? Was war euer größter Erfolg?

PROVIEH: Das übergeordnete Ziel von PROVIEH ist eine artgemäße und wertschätzende Tierhaltung für alle sogenannten Nutztiere. Auf dem Weg dorthin ist es uns eine Herzensangelegenheit Konsument:innen tierischer Produkte ein Bewusstsein für die Tiere hinter dem Lebensmittel zu vermitteln. Das Tier und dessen Bedürfnisse müssen in den Mittelpunkt rücken, wenn tierische Produkte weiterhin konsumiert werden wollen. Dafür setzen wir Tag für Tag an verschiedenen Stellschrauben an: von unserer fachlichen und politischen Arbeit sowie Öffentlichkeitsarbeit, über die Zusammenarbeit mit Landwirt:innen oder anderen Tierschutzorganisationen hin zu Verbraucher:innenaufklärung und unserer Bildungsarbeit.

Vor allem PROVIEHs Bildungsprojekt hat im vergangenen Jahr spannende Entwicklungen erfahren. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Ausbau der Lernressourcen für Kinder und Jugendliche. Ein neues Arbeitsheft ist erschienen und wurde bereits in viele Unterrichtseinheiten und PROVIEHs Bildungsworkshops eingebaut. So haben schon viele Schüler:innen einen ersten Einblick in die Probleme der Intensivtierhaltung erhalten und ein Gefühl für die Bedürfnisse der sogenannten Nutztiere entwickelt. Online finden sich nun auf der PROVIEH-Kids-Seite spannende, spielerische Inhalte, um sich der Thematik rund um den „Nutztier“schutz zu nähern und darüber hinaus Lehrvideos, in denen die jungen Zuschauer:innen das Leben von Huhn, Schwein und Kuh kennenlernen können. 

PROVIEHs Bildungsworkshops wurden im Jahr 2022 zudem ausgeweitet: Auch Studierende und Lehrkräfte als Multiplikatoren wurden in unseren Workshops sensibilisiert und mit den Themen im “Nutztier”schutz vertraut gemacht. Durch unsere umfangreiche Bildungsarbeit betritt der „Nutztier“schutz eine neue, weitreichende Ebene, auf die wir sehr stolz sind und die im kommenden Jahr weiter ausgebaut wird. 

© PROVIEH e.V.

Und was sind eure Ziele für 2023? Und wie wollt ihr sie erreichen?

PROVIEH: Auch im Jahr 2023 leiden Schweine, Rinder und Hühner tagtäglich erheblich unter ihren Haltungsbedingungen, ihrer Hochleistungszucht, fehlender Gesundheitsvorsorge und unter Transport- sowie Schlachtbedingungen. Tiere leben dicht an dicht auf engem Raum auf Beton in ihren eigenen Exkrementen, wo sie keinerlei Möglichkeiten haben, ihre artgemäßen Bedürfnisse und Verhaltensweisen auszuleben. Außerdem werden die Tiere noch immer auch durch Amputationen, wie beispielsweise dem Kürzen des Ringelschwanzes, an ihre Haltung angepasst. So ist es auch in diesem Jahr unser Plan, möglichst schnell Besserungen für alle sogenannten “Nutztiere” zu erreichen: Die Haltung muss an das Tier nicht das Tier an die Haltung angepasst werden.  

Um das zu erreichen, stecken wir unsere Energie auch im Jahr 2023 in verschiedene Kampagnen und Projekte, vom bereits angesprochenen Bildungsprojekt über unsere Kampagnen “Stoppt Lebendtierexporte” und “Haltungskennzeichnung jetzt!” hin zu “Puten jetzt schützen!” und “Kuh und Kalb – mehr Zeit zu zweit”. Innerhalb dieser Projekte und Kampagnen stehen immer die Bedürfnisse der Tiere und Verbesserungen ihrer Haltungsbedingungen an erster Stelle für PROVIEH.  

Beispielsweise gehören die Kälber für uns an die Seite ihrer Mütter. Dies entspricht jedoch nur selten der Realität. Üblicherweise werden Kälber in der Milchviehhaltung unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Sie wachsen dann isoliert auf und werden häufig im Ausland industriell gemästet. PROVIEH macht sich für die kuhgebundene Kälberaufzucht stark, in der Kälber tatsächlich an der Seite ihrer Mütter und auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen dürfen. PROVIEH macht auf die Problematik aufmerksam, stellt Informationen zur Verfügung und unterstützt Landwirt:innen bei ihrer Umstellung und Durchführung der kuhgebundenen Kälberhaltung. Viele weitere Aktionen und Projekte sind im Jahr 2023 in Planung. Alle aktuellen Schritte könnt ihr auf Social Media (Instagram, Facebook, Twitter) verfolgen oder ihr meldet euch bei unserem Newsletter an, um keine Tierschutz-News zu verpassen.  

Wo helfen euch unsere Spenden aus den Verkäufen von 2022?

PROVIEH: Wir freuen uns sehr, dass viele Kund:innen mit ihrem Kauf eines Produktes bei espero PROVIEH in seiner Arbeit im “Nutztier”schutz unterstützt haben. Alle Spenden fließen direkt in unsere aktuellen Aktivitäten und Kampagnen. Aktuell nimmt zum Beispiel unsere Puten-Kampagne Fahrt auf, da sich endlich auf politischer Ebene etwas tut. Für die Haltung von Puten gibt es bisher keine gesetzlichen Mindestanforderungen, weswegen tagtäglich Millionen Puten unter ihrer unzureichenden Haltung und daraus resultierenden Erkrankungen und Verhaltensstörungen leiden. Mit unserer Kampagne “Puten jetzt schützen!” zeigen wir auf die vorherrschende Problematik, machen Puten sichtbar und üben politischen Druck aus, um schnellstmöglich Verbesserungen für diese Tiere erzielen zu können. Ohne eure Spenden wäre dies nicht möglich! Wir sagen danke.

Und was sind derzeit die größten Herausforderungen?

PROVIEH: Eine Herausforderung liegt definitiv in der politischen Umsetzung vieler unserer Ambitionen im Tierschutz. Aktuell wirkt PROVIEH beispielsweise im Rahmen unserer Kampagne “Haltungskennzeichnung jetzt!” am Gesetzgebungsverfahren einer Haltungskennzeichnung mit. Bereits seit Jahren setzt sich PROVIEH für eine verpflichtende Haltungskennzeichnung aller tierischer Produkte ein. Ziel ist es, dass die Haltungskennzeichnung mehr Transparenz beim Konsum tierischer Produkte bietet. Demnach muss eine Haltungskennzeichnung realitätsnah über die Haltung der Tiere hinter dem Lebensmittel informieren. Gleichzeitig müssen Anreize für Landwirt:innen geschaffen werden, in den Tierschutz zu investieren. Um den Tierschutz-Aspekt so weit wie möglich in das Gesetz der Haltungskennzeichnung einzubringen, stehen wir im direkten Austausch mit den politischen Entscheidungsträger:innen und appellieren immer wieder, bestimmte Änderungen vorzunehmen und andere Inhalte noch mit in den Gesetzentwurf einzubeziehen. Das ist ein langer Prozess und definitiv eine Herausforderung.

Zuletzt noch: Was sollte die espero-Community noch von euch wissen?

PROVIEH: Im Jahr 2023 wird PROVIEH 50 Jahre. Dieses Jubiläum wollen wir im Sommer feiern und starten dazu viele Aktionen im Sinne des Tierschutzes auf die ihr schon gespannt sein könnt. Die Tiere brauchen auch eure Stimme! Macht euch an PROVIEHs Seite stark für eine tierleidfreie Welt. Mehr Infos findet ihr auf unserer Webseite: https://www.provieh.de/.

HINWEIS: Das Copyright der Bilder liegt bei PROVIEH e.V.