Interview mit ProVieh

Wir haben die Spendenzahlungen aus 2024 zum Anlass genommen, ein kleines Interview mit ProVieh zu führen. Wie es der Organisation geht und wo die Spenden durch unsere nachhaltige Mode helfen, erfahrt hier:

Wie war euer Jahr 2024? Was waren eure Ziele im letzten Jahr? Was war euer größter Erfolg?

Im letzten Jahr hat sich PROVIEH auf vielen Ebenen stark für den Tierschutz eingesetzt. Besonders hervorheben möchte ich unsere Kampagne “Stoppt das Schwanzkupieren!”. Rund 95 Prozent aller Schweine in Deutschland werden wenige Tage nach der Geburt routinemäßig die Ringelschwänze abgeschnitten, um sie an tierschutzwidrige Haltungssysteme anzupassen. Die Ferkel werden vor der Amputation weder betäubt noch bekommen sie Schmerzmittel. Diese schmerzhafte Verstümmelung verletzt nicht nur die Tiere. Sie verstößt zudem gegen geltendes EU-Recht.

Zum einen wissen vielen Menschen nichts über diese Problematik, weshalb wir Aufklärungsarbeit geleistet und über unsere Presse- und Medienarbeit Druck auf die Politik ausgeübt haben. Zum anderen sind wir auch direkt politisch aktiv geworden: So haben wir u.a. eine Stellungnahme an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft übergeben oder sind in den direkten Austausch mit Politiker:innen gegangen. Zudem veranstaltete PROVIEH einen Politischen Abend in Berlin zum Thema „Ringelschwanz“ und diskutierte offen mit Vertreter:innen aus der Politik und der Landwirtschaft. Noch haben wir unser Ziel, dass alle Schweine in Deutschland mit unversehrten ganzen Ringelschwänzen gehalten werden, zwar nicht erreicht, aber PROVIEH lässt nicht locker und wird sich auch in Zukunft hartnäckig für die Schweine einsetzen.

Ein weiterer schöner Erfolg ist, dass wir unsere Tierschutz-Wanderausstellung fertiggestellt haben. Mit unserer mobilen Tierschutzausstellung nehmen wir Jugendliche mit in die Welt von Rind, Schwein und Huhn. Sie erhalten an verschiedenen interaktiven Stationen erste Einblicke in die Bedürfnisse und Lebensbedingungen unserer „Nutztiere“ und bekommen im letzten Part der Ausstellung die Möglichkeit, unsere Zukunft aktiv mitzugestalten. Aktuell steht die Ausstellung auf dem Hofgut Rengoldshausen in Überlingen.

Die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gingen jedoch auch an PROVIEH nicht spurlos vorbei und stellen uns vor große Herausforderungen. Um unsere wertvolle Arbeit langfristig fortsetzen zu können, mussten wir – wenn auch sehr schweren Herzens – unsere Strukturen anpassen. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahme die Grundlage dafür bildet, den Auftrag unseres Vereins nachhaltig zu sichern und auch künftig im Interesse unserer Unterstützer:innen und natürlich der Tiere wirkungsvoll tätig zu sein.

Wie sehen eure Pläne für 2025 aus? Wie wollt ihr das erreichen?

Selbstverständlich widmen wir uns auch in diesem Jahr ganz dem Schutz von Hühnern, Schweinen, Rindern und anderen landwirtschaftlich gehaltenen Tieren. Die meisten Tiere, die für unsere Konsumgewohnheiten gehalten werden, leben in großen industriellen Anlagen, bei denen vor allem ökonomische Ziele im Vordergrund stehen. Diese „Nutztiere“ leiden unter Krankheiten, die ihre Züchtung auf Hochleistung mit sich bringt und unter Haltungsbedingungen, die ihre Bedürfnisse außer Acht lassen. Tiere stehen hier dicht an dicht auf engem Raum und werden häufig durch Amputationen an die Haltung angepasst, damit sie sich in der Enge und der reizarmen Umgebung nicht gegenseitig verletzen – ganz nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht!“. PROVIEH setzt sich dafür ein, dass die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden – und nicht umgekehrt. Die Veränderungen, die PROVIEH anstrebt, verbessern nicht nur das Leben von „Nutztieren“, sondern wirken sich auch positiv auf den Menschen und die Umwelt aus. Eine Abkehr von der industriellen Massentierhaltung schützt die Gesundheit der Menschen, die biologische Vielfalt und schont natürliche Ressourcen sowie das Klima.

Gibt es noch etwas, das ihr die espero Community und andere Menschen Wissen lassen möchtet?

Hühner, Schweine, Rinder und andere Tiere empfinden genauso wie wir Schmerz, Leid und Freude. Wenn der Mensch schon Tiere nutzt, dann sollten wir ihnen ein möglichst würdevolles Leben ermöglichen, in dem sie ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben können. PROVIEH wünscht sich Kühe, die auf der Weide grasen, Schweine, die im Erdreich wühlen und Hühner, die im Gras picken und scharren. Jeder Schritt in diese Richtung ist wichtig und jeder von uns hat die Macht, Veränderungen zu bewirken – gerade über den Einkaufskorb. Wir möchten uns herzlich bei espero und bei euch allen bedanken! PROVIEH ist eine rein spendenfinanzierte Organisation und uns gibt es gut, weil es so tolle Menschen wie euch gibt!